Engadin

Eine Runde mit Franco Steger

«Mit Schwung an die Spitze»

Vor knapp sechs Jahren begann er mit dem Golfen. Inzwischen ist er Single-Handicapper und spielt sich auf Turnieren oft ganz nach vorn. Eine Runde mit dem jungen Mützen-Mann und Engadine GC Junior Franco Steger

Text: Tomas Niederberghaus
Fotos: Giancarlo Cattaneo

Franco_Steger

Ganz zum Schluss, kurz vor Ende dieser Runde, stehen wir am Tee und sein Handy klingelt. Es ist sein Freund Felici, der wissen möchte, wie es lief. »Gut«, sagt Franco, »aber jetzt habe ich keine Zeit zu telefonieren, ich muss gleich noch ein Interview geben«. Dann legt er noch einen Abschlag an Loch 18 hin, macht zwei weitere Schläge und zwei Puts – und spielt, sehr cool, ein Par.

Aber hübsch der Reihe nach. Franco Steger. Blaue Hose, blaues Polo, graue Mütze. 15 Jahre alt. Sternzeichen: Wassermann. Augenfarbe: blau. Gerade hat er bei der Engadine Amateur Championship den geteilten 23. Platz erreicht. Und das wundert nicht wirklich. Auch während dieser Golfrunde ist der junge Mann ziemlich in Höchstform. Startet beim ersten Loch gleich mit einem Schlag unter Par, steckt seinen Schläger mit einem Lächeln in die Golf Bag und sagt: »Geht doch gut los.«

Richtig los ging es bei ihm im Jahre 2019. Damals stand er zum ersten Mal auf der Driving Ranch in Zuoz und war gleich ziemlich begeistert vom Golfen. Ein Jahr später hatte er sich bereits auf Handicap 18 runtergespielt und nahm kurz drauf an den ersten Turnieren teil. »Wandern«, sagt Franco Steger, »finde ich langweilig. Aber beim Golfen laufe ich gerne und das entspannt mich auch für den nächsten Schwung. Inzwischen fühle ich mich beim Spielen ziemlich wohl, auch wenn manchmal noch kleine Fehler passieren.« Wie jetzt an Loch 8, man sieht ihm an, dass er in diesem Moment nicht so fokussiert und konzentriert ist. Er schwingt, der Ball zischt davon und landet: viel zu weit hinter dem Green in den hohen Bäumen. Kurz verzieht er das Gesicht, schaut ein bisschen enttäuscht, lacht dann aber wieder sein charmantes Lachen, bei dem die Augen zu leuchten beginnen. Und dieser Schlag kann den wunderbaren Tag hier in Zuoz nicht trüben. Der Morgennebel hat sich aufgelöst, die Sonne hat die Landschaft in ein weiches Licht getaucht, pü-iih, pü-ihh tönt es aus den Nadelbäumen, ein Berglaubsänger wahrscheinlich. Irgendwo sitzt eine Ente im Gras und schaut uns vorwurfsvoll an – als hätten wir ihr die Ruhe geraubt.

Franco_Steger

Was sagen eigentlich Deine Mitschüler übers Golfen?

»Die meisten denken, dass es langweilig ist. Vielleicht würde ich das auch behaupten, wenn ich nicht Golfen würde. Wir waren aber zwischendurch mit der Schule ein paar Mal auf der Driving Ranch, und dann haben sie gemerkt, dass es Golfen gar nicht so einfach ist.«

Machst Du noch andere Sportarten?

»Ja, ich spiele Eishockey. Und das ist gut für die Kondition. Das merke ich beim Golfen. Es macht mich fitter auf dem Golfplatz, und beweglicher. Ich schaue auch viel Golf und Eishockey im Fernsehen und konnte dadurch mein Englisch enorm verbessern.«

Zuoz oder in Samedan?

»Beide Plätze finde ich super. Aber am liebsten spiele ich in Zuoz. Der Platz ist für mich eine grössere Herausforderung, zum einen durch die Längen des Fairways und zum anderen, weil es oft hoch und runter geht.«

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Was er meint, wird an Loch 17 deutlich. Was für ein Schwung! Mit welcher Leichtigkeit er das Fünfer-Eisen durchzieht, sein Ball landet mitten auf dem Fairway, das wegen der Steigung und des Dog-Legs im Himmel zu enden scheint. Dann schwingt er ein zweites Mal, geht nicht auf Nummer sicher, sondern spielt rechts über die Baumwipfel – und wie wir kurz später sehen, liegt sein Ball wieder perfekt. Er spielt eins über Paar, lächelt zufrieden und fasst sich dabei kurz an die graue Plömmel-Mütze. Und während wir zum letzten Abschlag hochlaufen, erzählt er, dass er Risotto und Kartoffelpürree liebt und vor allem auch Muscheln. »Ich bin sehr heikel, was die Konsistenz von Nahrungsmitteln betrifft«, sagt Franco Steger, »Zwiebel und Lauch bekomme ich gar nicht runter.«

Beobachter wie sein Coach bezeichnen ihn mit Worten wie »sehr fokussiert und konzentriert. Man sieht es auch an dem klaren Blick seiner dunkel blauen Augen, wenn er seinen Ball nach dem Schlag verfolgt. Und dann sieht man auch, dass er etwas will. »Ich setze meine Ziele nicht zu hoch, schliesslich möchte ich sie ja erreichen«, sagt er fast weise und fügt hinzu: »Ja, beim Golfen möchte ich so weit wie möglich kommen. Später einmal rumreisen und an bedeutenden Turnieren mitspielen – das würde mir schon sehr gefallen.«