Engadin

Giovanni Brusadelli - Der Hüter der Greens von Zuoz

Seit 17 Jahren widmet er sich der Pflege der Plätze im Engadin. Besonders in Zuoz sorgt Giovanni Brusadelli mit viel Leidenschaft, Fachwissen und Liebe zum Detail dafür, dass die Fairways und Greens in Topform sind. Im Gespräch verrät er, weshalb die Zuozer Grüns dieses Jahr schneller waren denn je und wie er mit seinem Team den Platz nun auf die Winterpause vorbereitet.

Giovanni Brusadelli, man trifft Sie vor allem auf dem Platz in Zuoz. Zufall oder Wunschplatz?
Eher Zufall (schmunzelt). Als ich im Mai 2009 angefangen habe, wurde ich direkt in Zuoz eingesetzt – nicht, weil mir dieser Platz besser gefiel, sondern weil dort gerade jemand im Team gebraucht wurde. Manchmal unterstütze ich auch in Samedan, besonders zu Beginn oder am Ende der Saison oder wenn für Turniere und spezielle Pflegemassnahmen zusätzliche Hilfe benötigt wird.

Haben Sie einen Lieblingsplatz auf dem Course?
Ja, mehrere. Vor oder nach der Arbeit gehe ich gern über den Platz, um den Zustand zu kontrollieren. Dabei bleibe ich an bestimmten Stellen länger stehen und geniesse die Aussicht. Dank der erhöhten Tees bietet Zuoz viele fantastische Blickpunkte: etwa an den Abschlägen der 18, 1, 4, 15 oder 16.

Sie sind bereits seit 17 Jahren auf den Engadiner Plätzen unterwegs. Das muss wahre Leidenschaft sein.
Für mich war es tatsächlich Liebe auf den ersten Blick. Schon als Kind wollte ich mit der Natur arbeiten, deshalb habe ich eine landwirtschaftliche Ausbildung gemacht. Besonders fasziniert haben mich immer die Schönheit der Plätze, die gepflegten Fairways und die perfekt gemähten Greens.
Am meisten gefällt mir die tägliche Herausforderung: den Platz immer ein Stück besser zu machen. Auch wenn das Wetter nicht mitspielt, suchen wir immer nach der optimalen Lösung. Ausserdem bleibe ich neugierig und informiere mich über neue Maschinen, Techniken und Methoden.

  • Die Greens waren dieses Jahr in aussergewöhnlich gutem Zustand, viele sagen: so schnell wie nie. Wie ist das gelungen?
    Wir freuen uns sehr über die positiven Rückmeldungen. Die Wartungsarbeiten wurden im Voraus mit Head Greenkeeper Simone geplant und darauf ausgerichtet, bestimmte Standards zu erreichen. So haben wir in den letzten Jahren verstärkt Mischungen aus Rotschwingel(-gras) eingeführt, die eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber winterlichen Belastungen gewährleisten. Dieses Frühjahr konnten wir dank des hervorragenden Ausgangszustands nach dem Winter gleich mit den geplanten Massnahmen wie häufige leichte Sanddressings, abgestimmte Düngungen, tägliche Tauentfernung starten, Mähen im Wechsel mit Walzen – und natürlich viel Einsatz des ganzen Teams. Superschnelle Greens gefallen allerdings nicht allen, vor allem in Zuoz mit den stark ondulierten Flächen (lacht).

    • Es geht gegen Ende Saison zu. Wie bereiten Sie die Plätze auf den Winter vor?

    • Dazu gehören Belüftungsmassnahmen (Lochung und Vertidrain) auf Greens, Tees und Fairways. Die Bewässerungsanlage wird komplett entleert, damit Frost keinen Schaden anrichten kann. Die Schnitthöhen werden erhöht, die Mähfrequenzen reduziert und bei Frost ganz eingestellt. Manchmal wird zusätzlich Kaliumdünger ausgebracht, um die Winterhärte des Rasens zu verbessern.

  • Bei den Spieler:innen sorgen die Massnahmen wie Lochung und Vertidrain manchmal für Unverständnis, da dann die Plätze nicht oder nur eingeschränkt bespielbar sind. Weshalb sind die Massnahmen so wichtig?
    Die Tiefenbelüftung sorgt dafür, dass Wasser gut versickert und keine Staunässe entsteht. Sie schafft Platz für die Wurzeln, die tiefer wachsen und widerstandsfähiger werden. Ausserdem wird der Boden gelockert, belüftet und kann Nährstoffe besser aufnehmen.

    Wie können die Spieler:innen zur Platzpflege beitragen?
    Durch einfache Dinge: Pitchmarken ausbessern, Divots zurücklegen, Bunker harken, kaputte Tees entsorgen. Das klingt banal, ist aber sehr wichtig.
    Ein Beispiel: Das Mähen aller Greens dauert etwa vier Stunden. Wenn viele Pitchmarken vorhanden sind, müssen wir vor dem Mähen zusätzliche Zeit fürs Ausbessern einplanen. Ähnlich bei Divots und nicht gerechteten Bunkern. Auch kleine Dinge wie herumliegende Tees können Schäden an Maschinen und Rasen verursachen.

    Warum ist es so wichtig, Pitchmarken sofort auszubessern?
    Weil die offenen Stellen sonst Eintrittspforten für Unkraut, Pilze und Schädlinge sind. Wird sofort repariert, ist nach wenigen Tagen nichts mehr zu sehen. Neben dem Schaden für den Rasen leidet auch das Spiel: Ein Ball kann dadurch die Richtung ändern – sehr ärgerlich, wenn er geradewegs auf die Fahne zurollt.

    Warum sollten Divots zurückgelegt werden?
    Sonst entstehen auch hier offene Stellen, die sich mit Unkraut oder Krankheiten füllen können – und niemand spielt gern aus einem Divotloch. Wichtig ist, es nach dem Zurücklegen auch festzutreten, damit es anwächst und die Stelle wieder eben wird.

    Was gibt es sonst noch zu bedenken, was oft vergessen geht?
    Zum Beispiel, Trolleys nicht zwischen Green und Bunker zu ziehen – das schont die empfindlichen Vorgrüns. Manche Spielerinnen stellen den Wagen sogar auf den Abschlag oder aufs Green, das gilt es zu vermeiden. Es kommt leider auch häufig vor, dass man Menschen in Biotopen oder Golfwagen sieht, die unmögliche Manöver durchführen, um so nah wie möglich an den Ball heranzukommen, wodurch sie vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit Reifenspuren hinterlassen.

    Wie können Sie die Spieler:innen nebst der Mithilfe sonst noch glücklich machen?
    Früher waren Greenkeeper oft „unsichtbar“ und wir hatten kaum Kontakt zu den Mitgliedern. Zum Glück ist das heute anders: Wir tauschen uns regelmässig aus, trinken auch mal einen Kaffee oder ein Bier zusammen. Ich finde es schön, dass unsere Arbeit heute mehr Wertschätzung erfährt. Wir schneiden nicht „nur das Gras“, sondern sorgen täglich dafür, dass die Plätze in bestem Zustand sind. Mein Wunsch: Lasst uns diesen Respekt und die gute Zusammenarbeit pflegen – dann haben alle Freude am Spiel und am Platz.

Giovanni Brusadelli - Der Hüter der Greens von Zuoz